NewIn: Anne Tryba

Entrepreneurship ist mehr als Start-ups

Wer im Entrepreneurship Center auf dem Campus Garching ein und aus geht, denkt in aller Regel an Businesspläne, Finanzierungsrunden und die Erfolgsgeschichten der Start-ups, die hier ins Leben gerufen und gefördert werden. Seit kurzem aber arbeitet dort eine Wissenschaftlerin, die über sich sagt: „Ich möchte auch die Menschen erreichen, die nicht gründen wollen.“

Entrepreneurship – für viele Studierende und Wissenschaftler:innen klingt das nach einem eigenen Unternehmen. Aber längst nicht jede und jeder kann sich vorstellen, an der Spitze einer Firma zu stehen, und kommt deshalb gar nicht auf die Idee, eines der vielen Angebote in diesem Bereich wahrzunehmen. „Dabei ist die Definition von ,Entrepreneurship‘ gar nicht auf Start-ups eingegrenzt“, sagt Anne Tryba. „Es geht vielmehr um ein unternehmerisches Mindset. Darum, etwas Neues schaffen zu wollen und die eigenen Möglichkeiten zu nutzen, um Probleme aktiv zu lösen.“ Welche Kompetenzen braucht man, um mit dieser Art des Denkens und Arbeitens eine nachhaltige Wirkung zu erreichen? Und auf welche Art und Weise können diese Fähigkeiten erworben und vermittelt werden? Mit diesen Fragen beschäftigt sich die neue Professur für Entrepreneurial Education, die Tryba leitet.

Das heißt im Umkehrschluss nicht, dass Start-ups für Anne Tryba uninteressant wären. Allein schon, weil sie selbst eines mitgegründet hat. Nach ihrem BWL-Studium arbeitete sie zunächst bei einer Unternehmensberatung und bei einem großen Telekommunikationsunternehmen. Dort wurde sie im firmeneigenen Accelerator Mentorin von Gründungsteams. „Die Art, wie dort gearbeitet wurde und Entscheidungen getroffen wurden, hat mich fasziniert.“ Tryba gründete mit Bekannten ein Start-up für nachhaltige Kindermode. Ihr Interesse an unterschiedlichen Team-Dynamiken und den Bedingungen für unternehmerisches Handeln blieb – und ihr Wunsch, sich tiefergehend mit diesem Thema zu befassen, wuchs. Tryba stieg aus dem Start-up aus und entschied sich für eine Promotion und eine Laufbahn in der Wissenschaft.

„Wir wollen den Studierenden helfen, sich klar zu werden: Was ist meine Passion? Wer bin ich und welches Problem will ich angehen?“ Dabei geht es Anne Tryba nicht nur um den beruflichen Erfolg der Absolvent:innen. „Wir merken immer wieder, wie viele junge Leute aufgrund von Klimawandel und anderen Krisen Angst vor der Zukunft haben. Wir wollen mit unserer Forschung herausfinden: Wie kann durch den Erwerb unternehmerischer Kompetenzen Zuversicht angesichts dieser Herausforderungen entstehen?“ Die schönsten Momente ihrer Arbeit seien die Bestätigungen durch die Studierenden, sagt Tryba. „Ich habe schon mehr als einmal gehört: Dieser Kurs hat mein Leben verändert, ich habe über ganz neue Dinge nachgedacht.“