• 16.2.2017

Die Technische Universität München auf der AAAS-Jahreskonferenz in Boston

Was Städte wollen: Zukunftsstrategien für urbane Mobilität

München, Singapur, Boston – drei sehr unterschiedliche Städte auf drei Kontinenten, jede mit einer eigenen „urbanen Identität“. Trotzdem stehen sie vor ähnlichen Herausforderungen in puncto Umweltbelastung, Mangel an bezahlbarem Wohnraum, wachsender Bevölkerung – und Verkehrschaos. Gebhard Wulfhorst, Professor für Siedlungsstruktur und Verkehrsplanung an der Technischen Universität München (TUM), spricht auf der Jahreskonferenz der American Association for the Advancement of Science (AAAS) über urbane Mobilitätskonzepte für die Zukunft.

Gebhardt Wulfhorst, Professor für Siedlungsstruktur und Verkehrsplanung.
Gebhard Wulfhorst, Professor für Siedlungsstruktur und Verkehrsplanung. (Bild: Benz / TUM)

Die längste Reise beginnt mit einem Schritt, besagt ein Sprichwort. Das gilt auch für den Forschungsgegenstand von Gebhard Wulfhorst: „Zu Fuß gehen, damit fängt Mobilität an“, erklärt er. Wissenschaftler wie er verstehen Mobilität als System. Dieses System ist momentan stark im Wandel, lokal ebenso wie global. So werden immer mehr Mobilitätsdienstleistungen wie Bike-Sharing angeboten und in einigen Jahren könnten autonom fahrende Pkw auf den Straßen dominieren. 2017 lebt bereits die Hälfte der Weltbevölkerung in Städten. 2050 werden voraussichtlich zwei Drittel der Menschheit in urbanen Ballungsgebieten wohnen. Wie werden die neuen technischen Möglichkeiten die Städte verändern – und uns?

Kommunen, Unternehmen und Universitäten aus ganz Europa erforschen derzeit gemeinsam Ansätze um sicherzustellen, dass die Stadt der Zukunft mobil und lebenswert zugleich ist. Bei der AAAS-Jahrestagung in Boston (16. - 20. Februar) wird Wulfhorst gemeinsam mit anderen europäische Mobilitätsexperten diese Ansätze in einer Panelsitzung diskutieren. Das Treffen steht dieses Jahr unter dem Motto „Serving Society through Science Policy“ (sinngemäß: „Der Gesellschaft durch wissenschaftlich begründete Politik dienen“).

Initiativen zu urbaner Mobilität

Die Panelsitzung wird sich mit Mobilitätstrends in Städten befassen. Es soll gezeigt werden,  wie Forschung an neuen Technologien und innovative politische Maßnahmen die aktuellen Herausforderungen als Ansatzpunkt für konstruktiven Wandel nutzen können, der an die lokalen Gegebenheiten  angepasst ist. Die Redner werden Intitiativen zu urbaner Mobilität vorstellen, die an den EuroTech-Universitäten angesiedelt sind.

Die EuroTech Universities Alliance ist ein strategischer Zusammenschluss führender technischer Universitäten aus Deutschland, Dänemark, den Niederlanden und der Schweiz. Der Vortrag von Gebhard Wulfhorst trägt den Titel “What Cities Want: Towards More Livable Urban Spaces by Transforming Urban Mobility” (“Was Städte wollen: Lebenswertere urbane Räume durch eine Umgestaltung urbaner Mobilität“).

Ausgleich zwischen Individuum und Gesellschaft gesucht

Einer der Forschungsschwerpunkte der Professur für Siedlungsstruktur und Verkehrsplanung ist es, individuelles Mobilitätsverhalten zu verstehen. „Die größte Herausforderung, die ich momentan sehe, ist der Konflikt zwischen den individuellen Interessen einzelner Akteure und den gemeinsamen Ansprüchen an den öffentlichen Raum“, sagt Wulfhorst.

Gemeinsam mit Kommunen und Partnern aus der Wirtschaft haben Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der TUM bereits mehrere Studien zu diesem Thema veröffentlicht. So befragten Wulfhorst und sein Team 2015/16 im Rahmen der Studie „Wohnen, Arbeiten, Mobilität in der Metropolregion München“ in Zusammenarbeit mit dem Lehrstuhl für Raumentwicklung mehr als 7.300 Menschen im Großraum München. Die gewonnenen Daten ermöglichen es Kommunen, Unternehmen und Mobilitätsdienstleistern Rückschlüsse darauf zu ziehen, welche Faktoren Bürgerinnen und Bürgern bei der Wahl von Wohnort, Arbeitsplatz und Verkehrsmittel am wichtigsten sind.

Aus den Ergebnissen der Studie werden auch praktische Empfehlungen abgeleitet. Ein zentraler Punkt dabei: Eine bessere Anbindung der bereits gut entwickelten Städte mittlerer Größe , um dort attraktive Standorte zu schaffen und den Druck auf München zu reduzieren. „Wenn wir integrierte Mobilitätskonzepte entwickeln wollen, dann müssen wir die Verkehrsangebote und die Baulandentwicklung in Balance bringen“, so Wulfhorst.

Was Städte wollen

In der Studie „What Cities Want“ aus dem Jahr 2013 verglichen die Forscherinnen und Forscher 15 Metropolen auf der ganzen Welt. Bei dem Austausch der Fachleute aus den verschiedenen Ländern untereinander wurde deutlich, dass trotz aller Unterschiede die Wirkungsmechanismen im Grundsatz nach vergleichbaren Prinzipien ablaufen – in London ebenso wie in São Paulo. „Daraus lassen sich Strategien entwickeln, wie man Ideen erfolgreich umsetzen kann.“ Die wichtigste Voraussetzung: Politik, Öffentlichkeit und Wirtschaft müssen zusammenarbeiten.

Bei Infrastrukturplanungen soll ein an der TUM entwickelter Erreichbarkeitsatlas helfen. Mithilfe des Geographischen Informationssystems (GIS) können die Entwicklungspotenziale räumlich dargestellt werden. Stakeholder, Verkehrs- und Stadtplaner haben so die Möglichkeit gemeinsam Ideen zu entwickeln und die möglichen Auswirkungen zu veranschaulichen.

Das Ziel dabei ist klar: Mehr Lebensqualität durch innovative Mobilitätskonzepte „Wir haben sehr viel zu tun, wenn wir die urbane Lebensqualität verbessern wollen“, sagt Wulfhorst. „Die Städte sind aufgefordert, gemeinsam mit allen lokalen Interessensgruppen nachhaltige Mobilitätskulturen zu gestalten. Den Dialog dazu möchten wir mit unseren wissenschaftlichen Beiträgen fördern“

Publikationen:

Wulfhorst, G.; Klug. S. (2016): Sustainable Mobility in Metropolitan Regions. Insights form Interdisciplianary Research for Practice Application. Springer VS, Reihe SMV: Studien zur Mobilitäts- und Verkehrsforschung.

Wulfhorst, G.; Kinigadner, J. (2016): Transforming Urban Mobility. mobil.TUM 2016. International Scientific Conference on Mobility and Transport. Conference Proceedings. Transportation Research Procedia, Volume 19, Pages 1-392 (2016), Elsevier.
http://www.sciencedirect.com/science/journal/23521465/19

Mehr Informationen:

Panelsitzung

“Urban Mobility as an Engine for Change: European Innovation for Sustainable Cities”
Samstag, 18. Februar 2017, 13 bis 14.30 Uhr (EST)

Weitere Informationen von EuroTech: http://eurotech-universities.eu/eurotech-universities-at-aaas-2017/

EuroTech

Mitglieder der Allianz sind die Technical University of Denmark (DTU), die Eindhoven University of Technology (TU/e), das Ecole Polytechnique Federale de Lausanne (EPFL) und die Technische Universität München (TUM). Jede der Universitäten ist eine führende europäische Einrichtung für Wissenschaft und Technik mit einem eigenen Profil in Forschungs- und Bildungsfragen.
Website: http://www.eurotech-universities.org

AAAS

Die American Association for the Advancement of Science (AAAS) ist die weltgrößte wissenschaftliche Gesellschaft der Welt. Bei ihren Jahrestreffen kommen internationale Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler sowie Medien- und Wirtschaftsvertreter zusammen. Die AAAS-Jahreskonferenz ist eine der renommiertesten und am besten besuchten multidisziplinären wissenschaftlichen Konferenzen weltweit.

Website des Jahrestreffens: http://meetings.aaas.org

Kontakt:

Prof. Dr.-Ing. Gebhard Wulfhorst
Technische Universität München
gebhard.wulfhorstspam prevention@tum.de

Stefanie Reiffert
Technische Universität München
Corporate Communications Center
Tel: +49 89 289 10519
E-Mail: stefanie.reiffert@tum.de

Hochauflösende Bilder:

https://mediatum.ub.tum.de/1349612

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