• 24.7.2025
  • Lesezeit: 3 Min.

Therapie für chronische Hepatitis B wird erstmals an Patientinnen und Patienten erprobt

Klinische Studie für therapeutischen Hepatitis-B-Impfstoff startet

TherVacB, ein therapeutischer Impfstoff gegen chronische Hepatitis B, kommt erstmals in einer klinischen Studie bei Patientinnen und Patienten zum Einsatz. Der erste Patient wurde im Juni 2025 in die Studie aufgenommen und mit dem Impfstoff behandelt. In einer vorangegangenen Studie mit gesunden Freiwilligen zeigte der Impfstoff bereits ein gutes Sicherheitsprofil und löste eine gezielte Immunantwort aus.

Ein Flur in einem Krankenhaus upixa / iStock
Im Rahmen der Studie werden Patientinnen und Patienten mit chronischer Hepatitis B in Kliniken in fünf Ländern mit dem therapeutischen Impfstoff behandelt. Untersucht werden dabei die Sicherheit, Verträglichkeit und die Wirkung des Impfstoffs.

Chronische Hepatitis B ist eine Infektionskrankheit, von der weltweit rund 254 Millionen Menschen betroffen sind. Sie erhöht das Risiko für schwere Leberschäden, Leberzirrhose und Leberkrebs erheblich. Obwohl vorbeugende Impfungen und antivirale Behandlungen zur Verfügung stehen, gibt es bislang keine Therapie, die Erkrankte vollständig heilen kann. Aktuelle Medikamente unterdrücken das Virus zwar effektiv, müssen aber lebenslang eingenommen werden und sind nicht überall verfügbar. Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) verursacht Hepatitis B jedes Jahr etwa 1,1 Millionen Todesfälle. Neue, heilende Behandlungsansätze werden daher dringend benötigt.

„Nach 13 Jahren intensiver Forschung ist es unglaublich spannend, dass TherVacB jetzt erstmals an Patientinnen und Patienten getestet wird. Das ist ein wichtiger Schritt auf dem Weg zu einer möglichen Heilung der chronischen Hepatitis B“, sagt Ulrike Protzer, Erfinderin des Impfstoffs, Professorin für Virologie an der Technischen Universität München (TUM) und  Direktorin des Instituts für Virologie bei Helmholtz Munich. „Der Impfstoff soll die natürliche Immunantwort so anregen, dass der Körper das Virus selbst bekämpfen und eliminieren kann“, ergänzt Protzer, die zudem den Forschungsbereich „Hepatitis“ am Deutschen Zentrum für Infektionsforschung (DZIF) koordiniert.

Impfstoff deckt fast alle Virus-Stämme ab.

TherVacB setzt auf eine sogenannte Prime-Boost-Strategie: Zuerst werden bestimmte Proteine verabreicht, die das Immunsystem vorbereiten. Danach folgt eine Auffrischung mit einem modifizierten viralen Vektor, der die zelluläre Immunantwort verstärkt. So sollen sowohl Antikörper als auch T-Zellen gezielt gegen das Hepatitis-B-Virus aktiviert werden. Der Impfstoff wurde so entwickelt, dass er über 95 Prozent der weltweit vorkommenden HBV-Stämme abdeckt – damit könnte er für mehr als 250 Millionen chronisch Infizierte weltweit wirksam sein.

Die aktuelle Studie wird vom LMU Klinikum München gesponsert und von Prof. Michael Hoelscher, Direktor des Instituts für Infektions- und Tropenmedizin sowie Sprecher des DZIF-Standorts München, geleitet. Sie läuft an Kliniken in Deutschland, Italien, Spanien, England und Tansania. Untersucht werden dabei die Sicherheit, Verträglichkeit und die Wirkung des Impfstoffs bei Personen mit chronischer Hepatitis B, deren Infektion derzeit mit antiviralen Medikamenten kontrolliert wird. Insgesamt nehmen 81 Betroffene teil. In der ersten Phase (Phase 1b) erhalten sie steigende Impfstoffdosen, um die sicherste und beste Dosis zu finden. In der zweiten Phase (Phase 2a) wird diese Dosis dann an einer größeren Gruppe getestet, um zu prüfen, wie sicher sie ist und wie gut sie das Immunsystem aktiviert, damit es das Virus unter Kontrolle bringen kann. Ziel ist es, die optimale Dosis zu finden, die sowohl sicher als auch wirksam ist und den Körper dabei unterstützt, Hepatitis B zu bekämpfen.

„Studienergebnisse könnten weltweite Strategie im Umgang mit Hepatitis B neu definieren“

Im Erfolgsfall könnte der Impfstoff TherVacB einen Durchbruch in der Behandlung der chronischen Hepatitis B bedeuten. Die Möglichkeit, bei bereits infizierten Menschen eine funktionelle Immunantwort auszulösen, könnte erstmals den Weg zu einer tatsächlichen Heilung ebnen – etwas, das bisher keine der verfügbaren Therapien leisten kann.

„Die Ergebnisse dieser Studie könnten nicht nur die nächsten Schritte in der klinischen Entwicklung maßgeblich beeinflussen, sondern auch die weltweite Strategie im Umgang mit Hepatitis B neu definieren – insbesondere in Regionen mit hoher Krankheitslast und begrenztem Zugang zu bestehenden Behandlungsmöglichkeiten“, sagt Michael Hoelscher.

Weitere Informationen und Links
  • Detaillierte Informationen zur Phase-1b/2a-Studie mit Patient:innen

  • Prof. Ulrike Protzer, ist Professorin für Virologie an der  TUM School of Medicine and Health und  Direktorin des Instituts für Virologie an der TUM und bei Helmholtz Munich sowie stellvertretende Leiterin des Molecular Targets and Therapeutics Center bei Helmholtz Munich. Sie ist die Erfinderin des TherVacB-Impfstoffs.

  • Prof. Michael Hoelscher, Direktor des Instituts für Infektions- und Tropenmedizin am LMU Klinikum München sowie Lehrstuhlinhaber für Global Health & Infectious Diseases an der Medizinischen Fakultät der LMU, Leiter der Unit Global Health (UGH) bei Helmholtz Munich, Sponsorvertreter des LMU Klinikums für die TherVacB Phase-1b/2a-Studie.

  • Die Studie wird von der Europäischen Union im Rahmen des Forschungsprogramms Horizon 2020 gefördert.

Technische Universität München

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Kontakte zum Artikel:

Prof. Ulrike Protzer
Technische Universität München
Institut für Virologie
Tel: +49 89-4140 6821
protzer(at)tum.de

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