• 5.6.2025

Nach Visa-Stopp der Trump-Regierung

Was TUM-Studierende in Harvard erleben

Die US-Regierung unter Donald Trump versucht internationalen Studierenden das Visum zu entziehen und einen Einreisestopp zu verhängen. Davon sind auch TUM-Studierende betroffen.

Harvard-Eingang mit Studierenden Stephanie Mitchell/Harvard
Auch TUM-Studierende absolvieren ein Auslandsstudium an der Harvard University.

Sie möchte bitte anonym bleiben. Viele andere, die derzeit an der Harvard University studieren oder arbeiten, antworten gar nicht mehr auf Anfragen. Verständlich, denn wer bei der US-Regierung negativ auffällt, riskiert sein Visum. Die junge Frau, die mit uns redet, studiert im Master an der TUM School of Computation, Information and Technology. Bis vor wenigen Tagen war sie Visiting Researcher im Rahmen eines Studienprogramms an der Harvard Business School. In die USA ist sie Anfang des Jahres mit einem „J1 Student Internship“ Visum gekommen, also einer Aufenthaltsgenehmigung für ein studentisches Praktikum. Ihr war schon damals von Harvard empfohlen worden, vor der Amtseinführung von Trump am 20. Januar einzureisen. „Es wurde schon früh damit gerechnet, dass es zu Schwierigkeiten kommen kann.“

Allerdings komme es bei der Einreise auch darauf an, auf welche Grenzbeamten man trifft. Die TUM-Studentin war über Ostern einmal aus- und wieder eingereist. „Der Border Officer war sehr freundlich und hat mir noch zu Harvard gratuliert.“ Sie habe aber auch von ganz anderen Erfahrungen gehört. Inzwischen ist sie ausgereist, das hatte sie schon länger so geplant.

Verunsicherung und Panik

Seit Amtsbeginn von Trump sei die Verunsicherung auf dem Campus groß, vor allem bei Studierenden aus Ländern, die der US-Präsident selber als kritisch betrachtet, wie China oder ganz allgemein kommunistisch regierten, muslimischen und einigen afrikanischen Ländern. Ende Mai dann der Paukenschlag: Laut US-Heimatschutzministerium dürfe Harvard keine neuen Studierenden aus dem Ausland mehr aufnehmen und bereits eingeschriebene internationale Studierende müssten sich nach einer anderen Hochschule umsehen - sonst verlören sie ihren Aufenthaltsstatus. Die Universität hat dagegen Klage eingereicht. Doch die US-Regierung lässt nicht locker. US-Medien zufolge hat sie Überprüfungen der Online-Aktivitäten aller Personen angeordnet, die für einen Aufenthalt an der Universität ein Visum beantragen. Davon wären auch Forscherinnen oder Gastredner betroffen. Zuletzt verhängte die US-Regierung sogar ein Einreiseverbot für alle internationalen Studierenden in Harvard. Das hat ein Gericht zwar wieder kassiert, aber die Ungewissheit bleibt.

Viele wissen nun nicht, ob sie noch legal im Land sind und für die nächste Zeit bleiben können. Sie sehen sich nach Alternativen um, um einen Plan B in der Hand zu haben. „Neben Verunsicherung ist da natürlich auch Verzweiflung und Trauer im Spiel, eine große Chance, auf die lange hingearbeitet wurde, zu verpassen“, sagt die junge TUM-Studentin, die für ein paar Monate in Cambridge war. Sie sei auch mit Vollzeitstudierenden aus Deutschland in Harvard über WhatsApp-Gruppen vernetzt, dort habe regelrecht Panik geherrscht. „Wenn ein Beamter der Einwanderungsbehörde dein Handy zu greifen bekommt und du deine Accounts nicht gelöscht hast, ist es zu spät“, sagt eine andere TUM-Studentin, die ebenfalls anonym bleiben möchte, weil sie trotz allem in den USA weiterarbeiten will. Da sie in einem Krankenhaus forscht, das ihr Visum ermöglicht hat, gelten die Einschränkungen für Harvard nicht für sie. Aber sie hat Freunde, denen die Aufenthaltsgenehmigung bereits entzogen wurde, weil sie über die Uni beantragt wurde.

Das Harvard International Office unterstützt die internationalen Studierenden und Forschenden mit Updates, Info-Calls und juristischer Beratung. In jedem Fall empfiehlt das International Office jede Auffälligkeit zu vermeiden, etwa die Teilnahme an Protesten, kritische Social Media Beiträge oder auch Verkehrsdelikte – um nicht die Einwanderungsbehörde „Immigration and Custom Enforcement“ auf sich aufmerksam zu machen. Unterstützung bietet auch der Deutsche Akademische Auslandsdienst. In den kommenden Tagen will er mit seinen Mitgliedshochschulen über die aktuellen Entwicklungen beraten und außerdem das Informations- und Beratungsangebot zur Entwicklung in den USA ausbauen. Deutsche Studierende und Promovierende in den USA könnten sich zudem an die DAAD-Außenstelle in New York wenden heißt es in einer Mitteilung von dieser Woche.  

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