Drei weitere ERC Grants gehen an die TUM

EU-Förderung in Medizin und Biotechnologie

Deep-Learning-Algorithmen für die Diagnose von Rückenleiden, künstliche Enzyme für Anlagen zur Energieumwandlung und ein Wirkstoff zur Covid-19-Behandlung: Der Europäische Forschungsrat (ERC) fördert künftig Forschungsprojekte an der Technischen Universität München (TUM) mit zwei Consolidator Grants und einem Proof-of-Concept Grant. Die ERC Grants zählen zu den renommiertesten Forschungsförderpreisen in Europa.

Professor Jan Kirschke in seinem Labor. Andreas Heddergott / TUM
Prof. Jan Kirschke forscht an der Analyse medizinischer Bilder, um die Diagnose von Rückenkrankheiten zu verbessern.

Forscherinnen und Forscher an der TUM konnten bislang insgesamt 154 der hochdotierten ERC Grants einwerben. Diese werden jedes Jahr in verschiedenen Kategorien vergeben. Consolidator Grants erhalten Forscherinnen und Forscher, deren Promotion sieben bis zwölf Jahre zurückliegt. Die Projekte werden mit bis zu zwei Millionen Euro gefördert. Proof-of-Concept Grants werden an Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler vergeben, die prüfen wollen, ob aus ihren ERC-Forschungsprojekten marktfähige Innovationen entstehen können. An der TUM waren nun erfolgreich:

Consolidator Grants:

Prof. Dr. Jan Kirschke (Fakultät für Medizin)

Chronische Rückenschmerzen stellen eine große Belastung für Betroffene weltweit dar und sind eine häufige Ursache von Behinderungen. Die Ursachen sind vielfältig und oft schwer zu unterscheiden. Sie reichen von biomechanischen Faktoren über Entzündungen bis hin zu neurologischen oder psychologischen Einflüssen. Wie lassen sich diese Ursachen auf individueller Ebene genauer untersuchen? In seinem Projekt „iBack-epic“ möchte Prof. Jan Kirschke neue Bildanalyseverfahren einsetzen, um Aufnahmen der Wirbelsäule von Patientinnen und Patienten zweier großer epidemiologischer Studien zu analysieren. Dafür entwickelt und verwendet er biomechanische Modellierung und Deep-Learning-Algorithmen, um bestimmte Parameter vollständig automatisiert auszuwerten. Ziel der Forschung ist es, biomechanische und entzündungsbedingte Ursachen von Rückenschmerzen genauer zu verstehen, um bessere Präventionsstrategien entwickeln zu können.

Jan Kirschke ist Professor für Neuroradiologie.

Prof. Dr. Nicolas Plumeré (TUM Campus Straubing für Biotechnologie und Nachhaltigkeit)

Die globalen Klima- und Energieprobleme erfordern effiziente, robuste und skalierbare Katalysatoren für die Umwandlung erneuerbarer Energien. Die Natur hat extrem aktive Katalysatoren, Enzyme, für die Umwandlung kleiner Moleküle entwickelt, die für die Energiegewinnung relevant sind. Allerdings sind die Enzyme nicht in der Lage, die extremen Bedingungen des Betriebs von Brennstoffzellen oder Elektrolyseuren zu ertragen. Leistungsfähige Ansätze zur Verbesserung von Enzymen beschränken sich bisher meist auf natürliche Aminosäuren und biologische Bedingungen. Prof. Nicolas Plumeré möchte im Projekt „E-VOLUTION“ künstliche Aminosäuren verwenden, um künstliche Enzyme herzustellen, die auch unter extremen Bedingungen stabil sind. Ziel ist es, hochaktive Katalysatoren zu entwickeln, die in der Lage sind, die Bedingungen für groß angelegte Energieumwandlungsanlagen aufrechtzuerhalten. Damit könnte eine wirtschaftlich wettbewerbsfähige Nutzung erneuerbarer Energien für die Kraftstoff- und Chemieproduktion beschleunigt werden.

Nicolas Plumeré ist Professor für Elektrobiotechnologie

Proof-of-Concept Grant:

Prof. Dr. Andreas Pichlmair (Fakultät für Medizin)

Die schwindende Immunität einige Zeit nach den Impfungen und die Variationen von SARS-CoV-2 erschweren die Bemühungen, die Pandemie unter Kontrolle zu bringen. Zudem leiden Covid-19-Patientinnen und -Patienten häufig an anhaltenden Problemen, zum Beispiel Lungenvernarbungen. Deshalb ist es nötig, antivirale Behandlungen zu entwickeln, die sowohl auf das Virus abzielen als auch die Gewebereparatur der Lunge verbessern. Prof. Andreas Pichlmair und sein Team konnten zeigen, dass der Wirkstoff DZNep in präklinischen Modellen gegen SARS-CoV-2-Infektionen wirksam ist, das Viruswachstum unterdrückt und die Regeneration des Lungengewebes begünstigt. Der Wirkstoff ist damit ein vielversprechender Ansatz, um ein Medikament zur Behandlung von Covid-19 zu entwickeln, das auch die Lungenfunktion nach einer Covid-19-Erkrankung verbessern könnte. Mit dem Projekt „MeTIC“ soll der Übergang zur klinischen Forschung erreicht werden.

Andreas Pichlmair ist Professor für Immunpathologie von Virusinfektionen. 2018 hatte er einen Consolidator Grant zur Erforschung der Interaktionen von Proteinen auf das antivirale Immunsystem erhalten.

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