• 14.1.2021
  • Lesezeit: 4 Min.

ERC vergibt fünf renommierte Consolidator Grants

Hochdotierte EU-Förderung für Forschung an der TUM

Der Europäische Forschungsrat (ERC) hat fünf Consolidator Grants an Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Technischen Universität München (TUM) vergeben. Mit Hilfe der hochdotierten Auszeichnungen werden sie Quantencomputer, nachhaltige Aluminium-Anwendungen, die Regulation von Proteinfunktionen, Mechanismen bei Fettleibigkeit und die Veränderungen der Wälder erforschen.

Illustration eines Netzwerks metamorworks / Shutterstock.com
Mit einem ERC Grant wird an der TUM an Algorithmen für Quantencomputer geforscht.

Forscherinnen und Forscher an der TUM konnten bislang insgesamt 140 der renommierten ERC Grants einwerben. Diese werden jedes Jahr in verschiedenen Kategorien ausgeschrieben. Zuletzt waren zwei Advanced Grants, fünf Starting Grants und drei Proof-of-Concept Grants an die TUM vergeben worden.

Consolidator Grants erhalten Forscherinnen und Forscher, deren Promotion sieben bis zwölf Jahre zurückliegt. Die Projekte werden mit jeweils bis zu zwei Millionen Euro gefördert. An der TUM waren nun erfolgreich:

Prof. Dr. Shigeyoshi Inoue (Chemie)

Aluminium kennen die meisten Menschen nur als silbriges, leichtes Metall. Ähnlich wie bei Kohlenstoff und Silizium gibt es aber auch Verbindungen von Aluminium mit organischen Resten und sogar Verbindungen, die Kohlenstoff-Aluminium oder Aluminium-Aluminium-Doppelbindungen enthalten. Sie sind hochreaktiv und daher von großem Interesse für chemische Synthesen und die Katalyse. Diese Verbindungen könnten eine kostengünstige, nachhaltige und ungiftige Alternative zu derzeitigen industriellen chemischen Prozessen auf der Basis von Übergangsmetallen darstellen. In seinem Projekt „ALLOWE“ möchte Prof. Shigeyoshi Inoue deshalb hochreaktive, niedervalente Aluminiumkomplexe für die Anwendung in der Synthese und Katalyse entwickeln.

Shigeyoshi Inoue ist Professor für Siliciumchemie.

Prof. Dr. Robert König (Mathematik)

Quantencomputer können theoretisch klassischen Computern weit überlegen sein, wenn es um die effiziente Lösung komplexer Probleme geht. Die bisher gebauten Quantencomputer nutzen allerdings nur wenige fehlerhafte Quantenbits und erreichen daher nicht die Leistung eines idealen Quantencomputers. Im Projekt „EQUIPTNT“ untersucht Prof. Robert König das Potenzial solcher eingeschränkter Quantengeräte. Konkret werden Algorithmen entwickelt, die es ermöglichen sollen, diese Geräte in Anwendungen zu nutzen. Außerdem werden Methoden erarbeitet, um das Verhalten der Quantensysteme zu simulieren. So können Modelle erstellt werden, um das Design von Quantengeräten zu planen, diese zu bewerten oder mögliche Probleme eines Systems zu identifizieren. Die Simulationen sollen auch eine Zertifizierung von Quantencomputern ermöglichen.

Robert König ist Professor für die Theorie komplexer Quantensysteme.

Prof. Dr. Kathrin Lang (Chemie)

Proteine sind die Arbeitstiere in den Zellen aller Lebewesen. Permanent baut die Zelle Proteine auf und recycelt solche, die ihre Aufgabe erledigt haben. Ein entscheidender Schritt für die Regulation von Proteinfunktionen ist ihre Markierung mit einem kleinen Protein namens Ubiquitin. Der Allgegenwärtigkeit dieses Proteins entsprechend stehen viele Krankheiten mit Störungen von Abläufen in Verbindung, an denen Ubiquitin beteiligt ist. In ihrem Projekt „Ubl-tool“ möchte Prof. Kathrin Lang modulare und interdisziplinäre Werkzeuge mittels chemischer und synthetischer Biologie entwickeln, um verschiedenste Aspekte der Ubiquitin-Markierung zu untersuchen, die mit traditionelleren Herangehensweisen nicht studiert werden können. Ziel der Forschung ist es auch, neue Ansatzpunkte im Ubiquitin-System zu finden, die Ziele für künftige Therapeutika sein könnten.

Kathrin Lang ist Professorin für Synthetische Biochemie.

Prof. Dr. Paul Pfluger (Medizin)

Fettleibigkeit ist in nur wenigen Jahrzehnten zu einem globalen Gesundheitsproblem geworden. Abzunehmen ist für viele Betroffene lebenswichtig, der durch Diäten hart erkämpfte Erfolg allerdings oft von kurzer Dauer. Prof. Paul Pfluger möchte die molekularen Prozesse aufspüren, die für das erneute Zunehmen des zuvor verlorenen Gewichts verantwortlich sind. Dafür erforscht der Professor für Neurobiologie des Diabetes der TUM am Helmholtz Zentrum München die molekularen Grundlagen der Resistenz gegen das Sättigungshormon Leptin sowie darauf basierende Medikamente zur Gewichtsabnahme. Außerdem untersucht er die epigenetischen Mechanismen, die den Jojo-Effekt bewirken – und welche Rolle bestimmte Neuronen dabei spielen. Mithilfe von CRISPR-Cas9-Technologie will er herausfinden, ob es ein epigenetisches Gedächtnis für Fettleibigkeit gibt, das sich durch die Manipulation von Neuronen löschen lässt. So will er den Grundstein für nachhaltige Adipositas-Therapien legen.

Paul Pfluger ist Professor für Neurobiologie des Diabetes an der TUM und forscht am Helmholtz Zentrum München.

Prof. Dr. Rupert Seidl (TUM School of Life Sciences)

Waldökosysteme rund um den Globus befinden sich in einem raschen Prozess der Veränderung. Der Klimawandel und der Verlust der biologischen Vielfalt verändern die Struktur und Zusammensetzung von Waldökosystemen. Im Projekt „FORWARD – Ursachen und Folgen der Reorganisation von Waldökosystemen“ untersucht Prof. Rupert Seidl die Auswirkungen des globalen Wandels auf Baumsterblichkeit und -verjüngung. Ziel ist es zu verstehen, was eine Reorganisation von Wäldern verursachen kann, wann und wo die Wahrscheinlichkeit groß ist, dass Wälder sich verändern und welche Auswirkungen diese Veränderungen haben können. Das Projekt verbindet Experimente im Feld sowie in begehbaren Klimakammern mit Langzeitbeobachtungen und Simulationsmodellierung. Es soll mit Frühwarnindikatoren für die Reorganisation von Wäldern und einer ersten Karte der globalen Hotspots der Waldveränderung wichtige Entscheidungsgrundlagen für Waldpolitik und -bewirtschaftung liefern.

Rupert Seidl ist Professor für Ökosystemdynamik und Waldmanagement in Gebirgslandschaften.

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